Page 215 - The Lugdunum Auction 22
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DER LANGE WEG ZUM GOLDVRENELI
Seit der Gründung des Bundesstaates 1848 war der Bedarf an
Goldmünzen in der Schweiz von anerkannten ausländischen
(französischen, belgischen und italienischen) Goldmünzen der
Lateinischen Münzunion abgedeckt. Diese gängige Lösung hatte für
die Schweiz zwar viele Vorteile, machte den Bundesstaat jedoch von
der ausländischen Politik sehr abhängig. Der deutsch-französische
Krieg von 1870-1871 machte die Gefahr dieser Abhängigkeit
unmittelbar deutlich.
Der Krieg führte dazu, dass die Goldmünzen der Lateinischen
Münzunion ausserhalb der Schweiz als ‘Notgroschen’ in grossen
Mengen gehortet wurden. Sehr schnell entstand dadurch ein Mangel
an Goldmünzen, was die Schweizer Wirtschaft stark bremste und ihr
schadete. Nun musste sich der Bundesstaat dringend um die
Herstellung eigener Goldmünzen kümmern. Doch neue Münzen
herzustellen ist ein schwieriger und meist langwieriger Prozess.
Unter Druck entstand die Idee für eine einfache Notlösung. Die Stempel des 20 Rappenstücks sollten angepasst werden,
indem auf der Stempel-Rückseite die Buchstaben FR für Franken hinzugefügt wurden. Doch nach dem Prägen einiger
Probeexemplare erkannte man rasch, dass solche Goldmünzen nicht fälschungssicher sein würden und das Projekt wurde
unverzüglich eingestellt. Drei weitere Versuche folgten bis 1873. Doch die sogenannten Durussel-, 3-Punkte- und 2
Punkte-Proben vermochten auch nicht zu überzeugen.
Dann, noch bevor sich die Schweizer Behörden auf ein Münzbild einigen konnten, wurde in Frankfurt 1873 Frieden zwischen
Frankreich und Deutschland geschlossen. Mit dem Frieden kamen die gehorteten Gold der Lateinischen Münzunion wieder
in Umlauf. Somit war die umstrittene Frage nach einer eigenen Goldmünze wieder vom Tisch. Es verstrichen weitere 10 Jahre
mit Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern, bevor die erste Schweizer Goldmünze, die 20 Franken Helvetia, in
1883 geprägt werden konnte.
MÜNZEN & MEDAILLEN DER EIDGENOSSENSCHAFT
1125 PROBE 20 Franken 1871 B, Bern. 6,45 g. Von Karl F. Voigt. HELVETIA. Geschweiftes Schweizerwappen
auf Alpenrosenzweigen. Unten die Jahrzahl // Wertangabe in zwei Zeilen in einem Kranz aus
Alpenrosenzweigen. Unten das Münzzeichen. Fr. 491; HMZ 2-1225a; Richter (Proben) 2-61 (R1).
GOLD. PROBE. Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Nur ca. 200 Exemplare geprägt.
Prachtexemplar in FDC - In NGC Slab, bewertet PF62 - Proof Cameo 10.000.-
Gemäss Richter: "Die geprägte Anzahl dürfte [...] bei rund 200 Exemplaren liegen".
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